Sportliche Megaevents in der Diskussion – unsere Interviews: Florian Von Brunn

Interview mit Florian von Brunn, SPD München 

(von Bruno Eisenbeiß und Niko Kelava, Juni 2016)

 

Florian von Brunn (47) ist Münchner Politiker der SPD. Seit 2013 ist er Abgeordneter im bayrischen Landtag. Zudem ist er Sprecher des Arbeitskreises Umwelt und Verbraucherschutz der SPD-Fraktion München und starker Kritiker der Olympischen Spiele 2022 in München/Garmisch.

 

 

Warum haben sie sich persönlich gegen die Olympischen Winterspiele ausgesprochen und engagiert?

Gerade als Umweltpolitiker gerade deswegen, weil die Winterspiele einen massiven Eingriff in die Natur dargestellt hätten. Verbunden mit der Schädigung der Alpenlandschaft in Garmisch, das hätte bedeutet, dass zusätzlich die Pisten hätten erweitert werden sollen, vor allem relativ viele Schneekanonen für künstliche Beschneiung hätten gebaut werden müssen. Hierfür würden große Mengen an Wasser benötigt werden. Das hätte Garmisch als klassischen Wintersportort zementiert, ich finde jedoch, dass das in Zeiten des Klima Wandels keine Perspektive mehr ist. Kein Schnee, kein Ski fahren, und Schneekanonen sind da der falsche Weg. Aber eben auch weil es eine wahnsinnige Kostenbelastung ist, für die Städte die es ausrichten, für München und Garmisch-Pathenkirchen, das ohnehin schon hoch verschuldet ist.

Sind sie im Allgemeinen ein Gegner der Olympischen Spiele?

Ich bin generell gegen die Olympischen Spiele, wie sie in der jetzigen Form vom IOC (Internationales Olympischen Komitee) vorgesehen sind, ja.

Die Winterspiele 2022 wurden ja auch „Die grünen Spiele“ genannt und als die nachhaltigsten Spiele geplant, stimmt das?

Also im Vergleich sind sie sicher nachhaltiger, als wenn sie in Russland stattfinden, das muss man fairerweise auch dazu sagen. Aber es ist auch so bisschen „Green Washing“, das heißt es wird so ein grüner Anstrich verpasst, indem man sagt man baut die Bahnstrecke aus, man setzt Hybrid-Fahrzeuge ein, es bleibt jedoch immer noch ein großer Eingriff in die Natur bestehen. In Garmisch sieht man das bei der Ski-WM, es wird immer wieder ein Stück Bergwald gerodet, wieder neue Schneekanonen gebaut und es ist in Deutschland einfach so, dass wir nicht mehr so viel Natur haben, die wir einfach so opfern können.

Die olympischen Spiele fördern Toleranz, friedliches Zusammenleben und Talente. Zudem kann sich München als Stadt der Welt präsentieren und attraktiver werden.

Wären diese Aspekte kein Ansporn gewesen, die Spiele trotzdem auszutragen?

Erst einmal glaube ich nicht, dass der Olympische Geist in der Form noch so da ist. Es sind ja keine Amateursportler mehr die sich da treffen, die das aus Spaß und Tollerei machen. Es geht ums Geld und ist ein knallharter Wettkampf. Jeder kann selber entscheiden ob er das mag, aber es so zu idealisieren, ist glaube ich falsch. Für Städte die in einer schwierigen Situation sind, könnte es eine gute Werbung sein.

Wären Stadtentwicklungsprogramme durch die Olympischen Spiele gefördert werden?

Es hätte in München zusätzliche Fördergelder für das südliche Oberbayern und den öffentlichen Verkehr gegeben. Aber es ist ja eigentlich auch nicht richtig, dass man das nur kriegt, wenn man Olympia macht.

Was war ausschlaggebend gegen Olympia zu stimmen, gegenüber der Wahl für 2018?

Beim letzten Mal kam es zu keinem Volksbegehren und diesmal hat der Stadtrat zur Abstimmung aufgerufen. Die drei genannten Gründe, nämlich die finanzielle Last, höhere Lebenshaltungskosten und die Zerstörung der Natur, waren ausschlaggebend.

Hat die Angst vor einem Terroranschlag auch eine Rolle gespielt?

Nein, denn diese Terrorangst hat sich erst mit den Anschlägen von Paris und Brüssel in den Vordergrund gestellt. Davor war das kein großes Thema.

Hatte man Angst vor einer Katastrophe wie dem Berliner Flughafen?

Diese Angst gab es in München nicht, da waren sie von überzeugt, dass hier alles glatt laufen würde.

Ist es nicht besser das die Spiele in München stattfinden, da der Aufwand gering ist?

Da die Witterungsbedingungen in den letzten Jahren immer schlechter wurden, ist der der Aufwand sehr hoch. Es müssen viele Flächen beschneit werden, vor allem Skilanglaufgebiete in den Tälern. Die Voraussetzungen sind in den letzten Jahren auch immer schlechter geworden.

Wie haben sie ihre Kampagne beworben?

Ich habe mich an den politischen Diskussionen beteiligt und meine Meinung im bayrischen Landtag kundgegeben, genauso hab ich im Landtag gegen Olympia gestimmt. Dabei bin ich von der Meinung meiner Partei abgewichen, welche für Olympia war.

 

Bildquelle:

https://bayernspd-landtag.de/workspace/media/specials/landtagsabgeordnete/brunn_florian_von-535a7aedb5abe.jpg

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